Wiesenvogelschutz gefährdet – 15.05.2025

Pressemitteilung BUND Niedersachsen

 

Ruhe bitte - BUND fordert Schutz wertvoller Wiesenvogelgebiete wie die Alte Piccardie in der Grafschaft Bentheim

 

Unstrittig ist, dass Niedersachsen die Windenergie weiter kräftig ausbauen muss, will es seine Klimaziele bis 2040 erreichen. Der BUND begrüßt daher einen ambitionierten Ausbau der Windkraft im Land. Aktuelle gesetzliche Vorgaben, vor allem aber eine mangelhafte Steuerung in der Raumordnung führen jedoch in bestimmten Regionen zu gravierenden Konflikten mit dem Natur- und Artenschutz. Besonders massiv zeigt sich dies im Wiesenvogelgebiet „Alte Piccardie“ in der Grafschaft Bentheim, Heimat seltener und bedrohter Arten wie Uferschnepfe und Brachvogel. Der BUND fordert das Land und die Kommunen dringend auf, Gebiete mit hoher Bedeutung für den Wiesenvogelschutz, insbesondere in den ausgewiesenen Wiesenvogelkulissen, von Windenergieanlagen freizuhalten.

 

Susanne Gerstner, BUND-Landesvorsitzende: „Aufgrund des dramatischen Rückgangs typischer Wiesenvogelarten hat sich die Landesregierung zu einem ambitionierten Wiesenvogelschutzprogramm verpflichtet. Dass gleichzeitig verschiedene niedersächsische Kommunen wie in der Grafschaft Bentheim Windenergieanlagen in wertvollsten Wiesenvogelgebieten planen, ist absolut inakzeptabel und zudem nicht erforderlich, um die Ausbauziele zu erreichen! Der BUND erwartet eine unverzügliche Korrektur dieser Pläne.  Niedersachsen muss durch geeignete Vorgaben der Landesraumordnung sicherstellen, dass Gebiete mit hoher Bedeutung für den Wiesenvogelschutz von Windenergieanlagen freigehalten werden. Gleichzeitig sind die Kommunen gefragt, ihrer Verantwortung für Natur und Umwelt gerecht zu werden.“

 

Walter Oppel, BUND-Vorsitzender, und Gerhard Busmann, NABU-Vorsitzender, in der Grafschaft Bentheim: „Die Grafschaft Bentheim ist von den Planungen besonders betroffen: Im Landkreis sind uns acht Windparkvorhaben in sieben Wiesenvogelgebieten bekannt, darunter Wiesenvogelgebiete von landesweiter Bedeutung wie die „Alte Piccardie“ und die Kleinringer Wösten. Wir fordern die Räte der Samtgemeinde Neuenhaus und der Samtgemeinde Emlichheim auf, die Pläne in diesen hochsensiblen Bereichen umgehend zu stoppen. Vom Landkreis erwarten wir, seiner regionalplanerischen Verantwortung gerecht zu werden und die Flächenausweisung für Windenergie auf möglichst konfliktarme Standorte zu lenken.“

 

Verschiedene vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Wiesenvogelarten wie Großer Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe und Kiebitz gehören zu den gegenüber Windenergieanlagen empfindlichen Brut- und Rastvogelarten, die vor allem von erheblichen Störwirkungen betroffen sind. Die Alte Piccardie ist ein bedeutendes Brutgebiet für Uferschnepfe, Brachvogel, Kiebitz und Feldlerche. Durch die geplanten Windenergieanlagen wären bei einem Störradius von 1.000 m allein 8 Brutpaare des Brachvogels, bis zu 10 Brutpaare der Uferschnepfe und 23 Brutpaare des Kiebitzes betroffen. In den Kleinringer Wösten soll ein Windpark im wertvollsten Teilgebiet mit der größten Kiebitz-Kolonie des Landkreises entstehen.

 

Die beiden Gebiete liegen in der Förderkulisse des Niedersächsischen Wiesenvogelschutzprogramms und bilden damit die Schwerpunktvorkommen der Wiesenvögel in Niedersachsen ab. Dieses Programm besteht aus hoheitlichen Maßnahmen und zusätzlichen Förderangeboten für eine wiesenvogelgerechte Bewirtschaftung auf Grünland, investive Maßnahmen sowie finanzielle Ausgleiche für Landwirt*innen bei Einschränkungen in der Bewirtschaftung. Windparkvorhaben konterkarieren die Ziele dieses ambitionierten Schutzprogramms. Der BUND fordert das Land auf, den Ausbau der Erneuerbaren im Einklang mit dem Schutz der biologischen Vielfalt zu gestalten und steuernd in die fehlerhafte Entwicklung einzugreifen.

 

Hintergrund:

Im März 2024 hat die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren „Vogelschutz“ gegen Deutschland eingeleitet. Im Mahnschreiben bemängelt die EU den ungenügenden Schutz der Wiesenvögel und eine unzureichende Ausweisung von Schutzgebieten für den Vogelschutz. Dabei nimmt die EU-Kommission Bezug auf den massiven Rückgang des Bestandes der Uferschnepfe in den niedersächsischen Schutzgebieten um 50-80 %, weil keine ausreichenden Schutzmaßnahmen umgesetzt wurden. Das aktuelle Vertragsverletzungsverfahren unterstreicht die Notwendigkeit, dass Länder mit besonderer Verantwortung für den Schutz bedrohter Wiesenvögel wie Niedersachsen dringend wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen müssen..

(Die bodenbrütende Uferschnepfe findet kaum noch geeignete Feuchtwiesen. Quelle: Naturbildarchiv Günter)

Am Samstag, dem 10.Mai 2025, starteten Mitglieder des Vereins der Vogelliebhaber Niedergrafschaft im Rahmen ihrer jährlichen „Naturkundlichen Wanderung“ nach Schüttorf, um sich 3 unterschiedliche Projekte anzusehen.

 

Sohlgleite an der Vechte in Schüttorf

 

Das Vechtewehr in Schüttorf wurde vor vier Jahren zurückgebaut. Für rund 2,6 Millionen Euro wurde das Wehr in dem Fluss durch eine sogenannte Sohlgleite ersetzt. Der Höhenunterschied von rund 2,4 Metern wird nun treppenartig über 29 Stufen überwunden. Dadurch soll die Durchgängigkeit der Vechte verbessert werden, sodass Fische und weitere aquatische Lebewesen die Stelle ohne Hindernisse passieren können. Bauherr des Vorhabens war der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Es konnten zahlreiche Vogelarten beobachtet werden, die die neu entstandenen Habitate angenommen haben.

 

Künstliche Uferschwalbenwand an der Weißen Riete

 

Uferschwalben leiden in unserer modernen Industriegesellschaft ständig unter Wohnungsnot. Die Stadt Schüttorf hat als freiwillige ökologische Maßnahme an einem See an der Weißen Riete in Schüttorf eine Uferschwalbenwand aus Betonelementen errichtet. 12 Winkelstützen mit je 8 Rundlöchern locken die Schwalben zum Nestbau an. Die Maßnahme wurde von den beiden Umweltverbänden BUND und NABU geplant und fachlich begleitet. Die Wand wurde mittlerweile auf 50 m verlängert. Auf der angrenzenden Heidefläche grasen Schafe, die aufkommende Gehölze kurzhalten.

 

Aussichtsplattform an der Vechte in Quendorf

 

Mit der neuen Plattform im Bereich der Vechtebrücke an der Schulstraße in Schüttorf  Ortsteil Quendorf möchten die Kreisgruppe des BUND und ihre Projektpartner interessierte Menschen über die Fließgewässer- und Auenentwicklung an der Vechte informieren. Dazu erläutern auf der Plattform angebrachte Informationstafeln in deutscher und niederländischer Sprache die ökologische Bedeutung der durchgeführten Arbeiten, beschreiben die neu geschaffenen Strukturen des Flusses und der angrenzenden Aue und weisen auf die charakteristischen Arten dieser Lebensräume hin. Über das Scannen von QR-Codes auf den Informationstafeln ist es den Besuchern zudem möglich, die Vechte in Quendorf einmal aus der Luft zu überfliegen. Zudem kann man sich über einen weiteren QR-Code über den Biotopverbund in der Grafschaft Bentheim informieren. Der Zugang zur Plattform ist so gestaltet, dass sie barrierefrei genutzt werden kann.

(Alle Fotos: Quelle: Fam. Busch)

Natur erleben und schützen: Exkursion der BUND-Kreisgruppe Grafschaft Bentheim an der Vechte

 

Nordhorn/Hesepe, 9. Mai 2024 – Unter besten Wetterbedingungen traf sich rund ein Dutzend Naturinteressierte zur Exkursion der BUND-Kreisgruppe Grafschaft Bentheim an der Vechte in Nordhorn/Hesepe. Ziel der Veranstaltung war es, die ökologischen Entwicklungen entlang des Flusses zu begutachten und sich über notwendige Schutzmaßnahmen auszutauschen.

 

Die Route führte zunächst entlang des linken Vechteufers, wo die im Jahr 2021 vom BUND und dem Angelsportverein Nordhorn durchgeführten Anpflanzungen aus nächster Nähe betrachtet wurden. Die Weiden und Erlen haben sich hervorragend entwickelt und eine beachtliche Höhe von etwa 3,50 Metern erreicht. Sie leisten bereits jetzt einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz: Sie bieten zahlreichen Tierarten Lebensraum, verbessern das Landschaftsbild und tragen durch Schattenwurf zur Abkühlung des Wassers und somit zur Erhöhung des Sauerstoffgehalts bei.

Anpflanzungen an der Vechte

(Quelle: C. Westerhof)

Anschließend führte die Exkursion auf die rechte Seite der Vechte zu einem ökologisch bedeutenden Altarm. Dieser bietet wichtigen Lebensraum für Vogelarten wie Kuckuck, Nachtigall und Eisvogel. Walter Oppel vom BUND informierte die Teilnehmenden umfassend über die Flora und Fauna entlang der Route.

 

Allerdings wurde auch auf kritische Punkte hingewiesen: In mehreren Altarmen konnten keine Fische gesichtet werden. Dies weist auf eine problematische Wasserqualität und fehlende Anbindung an die Vechte hin. Die Altarme verlieren dadurch zunehmend ihre Funktion als Rückzugs- und Laichgebiete.

Vechtealtarm in Hesepe

(Quelle: C. Westerhof)

Auch zwei Vorstandsmitglieder des Sportfischereivereins Nordhorn waren unter den Teilnehmenden. Gemeinsam wurde beschlossen, eine Wasseruntersuchung durchzuführen, um die Ursachen für die schlechte Fischsituation zu analysieren.

 

Einigkeit herrschte darüber, dass weitere Renaturierungsmaßnahmen an der Vechte und ihren Nebengewässern dringend notwendig sind. Als Beispiel wurde von Carsten Westerhof, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe, der Brandlechter Bruchgraben genannt.

 

Das Fazit der Veranstaltung fiel durchweg positiv aus: Die Wanderung an der Vechte wurde als äußerst lohnenswert empfunden, der fachliche Austausch als bereichernd und zukunftsweisend.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion

(Quelle: C. Westerhof)

 

 

 

 

 

 

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